KI-Interna

Normalerweise lassen sich Unternehmen wie OpenAI und Google nicht in die Karten schauen, wenn es um das Trainingsmaterial ihrer KI-Tools geht. Eine Ausnahme hat Investigativjournalist Christo Buschek mit dem Forschungsprojekt Knowing Machines entdeckt: Der in Hamburg ansässige Verein Laion hat es sich zum Ziel gemacht, eben diese Blackbox zu öffnen und somit die Daten zu „demokratisieren“. Die Datensätze von Laion werden unter anderem auch von Google, Midjourney und Stable Diffusion verwendet.

Mit der Analyse des Datensatzes konnten Forscher von Knowing Machines nun viel über die Logiken erkennen, mit denen KI-Modelle trainiert werden.

Die wohl überraschendste Erkenntnis ist dabei, dass das Trainingsmaterial in großem Ausmaß von Seiten des E-Commerce-Tools Shopify stammt, also aus Werbematerial. Über 13 Prozent des gesamten Laion-Datensatzes kommt von solchen Shopping-Plattformen.

An anderer Stelle wurden Qualitätsmängel deutlich, weil Bilder etwa falsch beschriftet waren und somit von der KI inkorrekt zugeordnet wurden. Auf Basis der Erkenntnisse möchte Laion das eigene Modell nun weiter trainieren und qualitative Verbesserungen vornehmen.

Medikamente, Bier und Sitzpläne

In der Zwischenzeit ist auch der Rest der Branche in Bewegung. So ist Emad Mostaque auf eigenen Wunsch als CEO von Stability AI zurückgetreten, um eine Machtkonzentration im Unternehmen zu verhindern. Und OpenAI ist auf Werbetour in Hollywood, um Filmemachern das KI-Videotool Sora schmackhaft zu machen.

Unternehmen wie Insilico Medicine arbeiten daran, via KI schneller neue Wirkstoffe für Medikamente zu finden, während eine Studie an 250 belgischen Bieren zeigt, dass ein datengetriebenes Programm gute Gerstensäfte besser erkennen kann als ein menschlicher Verkoster.

Auch sollen KIs künftig ein echtes Problem vieler Paare lösen: Linzer Forscher entwickelten einen Ansatz für maschinelles Lernen, mit dem der perfekte Sitzplan für eine Hochzeit erstellt wird.

3D-Modelle und Betrüger

Nvidia hat indes mit Latte3D ein Forschungsprojekt präsentiert, das fast in Echtzeit aus Textbefehlen 3D-Modelle generieren soll. Googles Gemini soll durch ein Update die Navigation via Google Maps beherrschen. Und auf Youtube soll es künftig dank KI möglich sein, auf Wunsch direkt zum besten Teil eines Videos zu springen.

Andere in dieser Woche bekannt gewordene KI-Anwendungsszenarien sind zumindest moralisch bedenklich, wenn nicht gar kriminell. So trainiert eine Stadt in Kalifornien eine KI darauf, Wohnmobile von Obdachlosen zu identifizieren. An anderer Stelle nutzten Kriminellen KI-Stimmengeneratoren, um eine Entführung vorzutäuschen und Lösegeld zu verlangen.

Wie auch die Nachricht über die zunehmende Verbreitung von irreführendem KI-Content auf Facebook macht der Fall der Fake-Entführung deutlich: So sehr diese Tools zu mehr Produktivität und Spaß in unserem Alltag beitragen können, sind sie auch ein Mittel für Betrüger und andere böswillige Akteure. Eine weitere Erinnerung daran, dass Wachsamkeit und Misstrauen heutzutage wichtiger sind als je zuvor.

Und falls Sie nach all den schlechten Nachrichten nun ein wenig Aufheiterung brauchen, bitteschön: Der von Mario Zechner entwickelte Leitkultur-o-Mat ist ein auf OpenAIs Technologie basierender Chatbot, der feinstes Österreichisch spricht und bei der Suche nach der nationalen Identität hilft. Ausprobieren kann man ihn unter diesem Link.