Mensch-Roboter-Kollaboration: Problemlagen

„Teamwork ist zweischneidig. Es kann Menschen zu guten Leistungen motivieren, aber auch zu einem Verlust der Motivation führen, weil der individuelle Beitrag nicht so sichtbar ist“, sagt Helene Cymek von der Technischen Universität Berlin, Erstautorin einer soeben im Fachmagazin „Frontiers in Robotics and AI“ veröffentlichten Studie. „Uns hat interessiert, ob wir solche Motivationseffekte auch finden können, wenn der Teampartner ein Roboter ist.“

Fehlerkontrolle von Leiterplatten

Um die Frage zu beantworten, baten sie 42 Versuchsteilnehmer und -teilnehmerinnen ins Labor. Diese sollten dort Leiterplatten, also elektronische Bauteile, auf Fehler untersuchen. Die Platten waren auf einem Monitor nur unscharf zu erkennen; die geschärften Bilder konnten nur betrachtet werden, wenn man mit der Maus darüberfuhr. Dies ermöglichte es, die Fehlerkontrolle der Teilnehmer und Teilnehmerinnen genau zu verfolgen.

Der Hälfte von ihnen sagten die Psychologinnen um Cymek, dass sie auf Leiterplatten arbeiteten, die zuvor von einem Roboter („Panda“) kontrolliert worden waren. Obwohl diese Teilnehmer nicht direkt mit dem Roboter arbeiteten, hatten sie ihn gesehen und konnten ihn hören, während sie arbeiteten. Nachdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Tafeln auf Fehler untersucht und bewertet hatten, wurden sie gebeten, ihre eigene Leistung zu bewerten – etwa wie verantwortlich sie sich für die Aufgabe gefühlt hatten.

Gleich „schauen“ heißt nicht gleich „sehen“

Auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte die Anwesenheit von „Panda“ keinen Unterschied gemacht – es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf die Zeit, die für die Kontrolle der Leiterplatten aufgewendet wurde, und auf den durchsuchten Bereich. Beide Gruppen bewerteten ihr Verantwortungsgefühl für die Aufgabe, den Aufwand und die Leistung ähnlich.

Als die Psychologinnen jedoch die tatsächlichen Fehlerraten genauer untersuchten, zeigten sich deutliche Unterschiede. „Panda“ hatte nämlich absichtlich fünf Fehler eingebaut. Die Gruppe, die mit ihm zusammenarbeitete, entdeckte davon durchschnittlich 3,2. Bei der Gruppe ohne Roboterhilfe waren es hingegen 4,2 – also deutlich mehr. Die Probandinnen und Probanden der ersten Gruppe dachten zwar, dass sie der Aufgabe gleich viel Aufmerksamkeit geschenkt hatten, unbewusst gingen sie aber offenbar davon aus, dass „Panda“ keine Fehler übersehen hatte – sie haben zwar gleich „geschaut“, aber nicht gleich „gesehen“.

„Es ist leicht zu verfolgen, wohin eine Person schaut, aber viel schwieriger zu sagen, ob diese visuellen Informationen mental ausreichend verarbeitet werden“, sagt Linda Onnasch, Psychologin an der Humboldt Universität Berlin und Seniorautorin der Studie.

Eine Frage der Sicherheit

Die Autorinnen warnten davor, dass sich dies auf die Sicherheit auswirken könnte. „In unserem Experiment arbeiteten die Probanden und Probandinnen etwa 90 Minuten an der Aufgabe, und wir stellten bereits fest, dass weniger Qualitätsfehler entdeckt wurden, wenn sie im Team arbeiteten“, so Onnasch.

„In längeren Schichten, wenn Aufgaben Routine sind und das Arbeitsumfeld wenig Leistungskontrolle und Feedback bietet, ist der Motivationsverlust tendenziell viel größer. In der Fertigung im Allgemeinen, aber insbesondere in sicherheitsrelevanten Bereichen, in denen Doppelkontrollen üblich sind, kann sich dies negativ auf die Arbeitsergebnisse auswirken.“